Zootier des Jahres 2020
Der Beo ist das „Zootier des Jahres 2020“
Wenn einem Star sein Talent zum Verhängnis wird
Vor zehn bis 20 Jahren sah man Beos häufig in deutschen Zoogeschäften. Bei diesen Vögeln handelte es sich stets um Wildfänge, da die Zucht der Tiere aufwendig ist und der Import der Vögel viel günstiger war. Dies änderte sich jedoch schlagartig, als es in den Ursprungsländern zu schweren Bestandseinbrüchen kam und der Beo daher 1997 auf Appendix II des Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES gesetzt wurde und die EU 2005 den Import von Wildvögeln verbot.
Das erstaunliche Talent der Beos, Stimmen zu imitieren, stellt selbst das mancher Papageien in den Schatten. Doch wird ihnen dieses Sprachtalent auch zum Verhängnis, denn Beos gelten daher weltweit und besonders im asiatischen Raum als beliebte und vielgehandelte Vogelart, was ihnen ein einsames Leben in meist kleinen Käfigen beschert. In manchen Ländern verkauft man Beos zudem als Delikatesse, was die Bestände zusätzlich dezimiert. Somit stehen einige Arten heute kurz vor der Ausrottung durch den Menschen.
Die monogam lebenden Beos sind sehr anspruchsvoll bei der Wahl eines geeigneten Partners. Deshalb ist es selbst für erfahrene Zoos und Züchter eine Herausforderung, die intelligenten Vögel nachzuzüchten. Daher verwundert es auch nicht, dass dieser ganz besonders talentierte „Star“ auch in zoologischen Einrichtungen kaum noch zu sehen ist. Um zum Erhalt dieser Vögel in menschlicher Obhut konkret beizutragen und Beos auch in Zukunft wieder häufiger in Zoos antreffen zu können, wird im Zuge der „Zootier des Jahres“-Kampagne im Vogelpark Marlow ein Zentrum für die Beo-Partnervermittlung, ein „Beo-Dating-Center“ aufgebaut. Die Zusammenstellung harmonierender Paare erfordert fundiertes Fachwissen, eine größere Auswahl an geeigneten Individuen und mehrere Gehege, in denen sich die neu gefundenen Paare zurückziehen können. Im Vogelpark Marlow wird das Europäische Ex situ-Programm (EEP) für Beos koordiniert – es ist also der ideale Ort, um bisher unverpaarten Beos die Chance zu bieten, ihre „große Liebe“ zu finden. Die so entstandenen Paare werden an teilnehmende Zoos übergeben und sorgen dann als kompatible Brutpaare hoffentlich für mehr Beo-Nachwuchs, damit sich die Bestände in Zoologischen Gärten erholen können.
Neben der Partnervermittlung in Deutschland wird die „Zootier des Jahres“- Kampagne 2020 besonders auch zwei Beo-Schutzprojekte in ihrem Ursprungsland Indonesien finanziell unterstützen.
Schutzprojekt Java
Auf der Insel Java wird ein eigens für die anspruchsvollen Bedürfnisse der Beos entworfener Volierenkomplex gebaut.
Hier erhalten die stark gefährdeten Tenggara-Beos (Gracula venerata) und die von der Ausrottung bedrohten Nias-Beos (Gracula robusta) die Chance auf ein Fortbestehen ihrer Art. Zeitgleich wird versucht, private Halter davon zu überzeugen, weitere Vögel dieser seltenen Arten für die Nachzuchtprogramme zur Verfügung zu stellen, um eine größere und stabile Zuchtpopulation aufzubauen. Intensive Aufklärungsarbeit vor Ort soll helfen zu verhindern, dass Beos für die private Haltung weiter der Natur entnommen werden.
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Schutzprojekt Nias
Das zweite Projekt befindet sich auf der Insel Nias und kämpft um den Erhalt des endemischen, von der Ausrottung bedrohten Nias-Beos.
Mit der Unterstützung des Nias-Museums, auf dessen Terrain eine Erhaltungszuchtstation aufgebaut wird, der örtlichen Kirchengemeinde und der Nias-Bewohner, für die der Vogel ein Kultursymbol der Insel darstellt, soll der Nias-Beo erhalten werden. Zu einem späteren Zeitpunkt und nach Schaffung notwendiger Voraussetzungen sollen Tiere aus der Zuchtstation wieder in die Wildnis entlassen werden. Für dieses Vorhaben wird durch die „Zootier des Jahres“-Kampagne 2020 das Anlegen spezieller Baumschulen gefördert. Hier sollen heimische Baum- und Straucharten angezogen und zur Aufforstung verfügbar gemacht werden, um den Beos zukünftig auch ausreichend Futterpflanzen zu sichern.
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Wir berichten regelmäßig über Neuigkeiten zu unseren Projekten und unseren Aktivitäten zum Schutz seltener Arten.
Partner und Platinförderer
Mit der direkten Unterstützung der beiden Artenschutzprojekte im Lebensraum der Beos, leistet die „Zootier des Jahres“- Kampagne 2020 einen ganz konkreten, zeitnahen Beitrag, um hoch bedrohte Beoarten vor der Ausrottung zu bewahren.
Um in Form von Öffentlichkeitsarbeit und konkreten Artenschutzmaßnahmen möglichst viel für die im Fokus stehende Tierart bewirken zu können, bündeln vier im Artenschutz aktive Partner ihre Kräfte. Neben der federführenden Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V. (ZGAP) arbeiten die Einrichtungen und Mitglieder der Deutschen Tierpark-Gesellschaft e.V. (DTG), des Verbandes der Zoologischen Gärten e.V. (VdZ) und der Gemeinschaft der Zooförderer e.V. (GdZ) eng zusammen.